Sonntag, 31. Oktober 2010

''Ich kann den neuen Schüler nicht mehr erwarten.'', flüsterte mir Alice, während unser Klassenlehrer, Herr Lehmann, die organisatorischen Dinge mit uns besprach, ins Ohr. ''Einen neuen Schüler?'', fragte ich ahnungslos. ''Ja!'', sagte sie. ''Typisch Alice, weiß immer über alles Bescheid.'', dachte ich. ''Frag nicht woher ich das weiß.'', sagte sie. ''Ok, ok.'', kicherte ich. ''Wann ist die Stunde endlich vorbei?'', fragte Alice ungeduldig. Leider etwas zu laut. ''Möchten Sie der Klasse irgendwas mitteilen, Frau Perters?'', fragte Herr Lehmann gereizt. Sie errötete auf Anhieb und schüttelte bloß den Kopf. Den Rest der Stunde hörten wir aufmerksam zu. Kurz vor dem Klingeln klopfte es an der Tür. ''Herein.'', rief Herr Lehmann. Ein großer, leicht gebräunter, dunkelhaariger Kerl trat in die Klasse. Alle Mädchen schmachteten ihn an. So besonders fand ich ihn nun auch wieder nicht. Er sprach mit einem französischen Akzent. ''Mein Name ist Maurice.'' - ''Ah, der junge Mann aus Frankreich. Herzlich Willkommen.'' Herr Lehmann klärte noch etwas unverständliches mit ihm ab. Beim Klingeln verließen alle Schüler den Klassenraum. Weil ich die letzte war, rief mein Lehrer mich nochmal zurück. ''Ja?'', fragte ich. ''Würdest du Maurice rumführen? Ich muss zu einer Besprechung.'' - ''Ähm, klar.'' - ''Ich danke dir.'', sagte Herr Lehmann und verließ den Klassenraum. ''Na super!'', dachte ich. ''Hoffentlich krieg ich das mit dem Französisch sprechen hin.'' Maurice schaute mich lächelnd an. ''Ähm, te me comprenez?'', fing ich an. ''Ich spreche schon Deutsch, keine Panik.'', lachte er und süße Grübchen tauchten in seinem Gesicht auf. ''Haha, ok gut. Was würdest du gerne sehen?'', fragte ich ihn erleichtert. ''Mich würde dieser Ort, wo die Schüler.. wie sagt man das bei euch..'' - ''Abhängen?'' - ''Genau!'' - ''Ähm, ok.'' Wir machten uns auf den Weg zum Pausenhof. Um die Ecke stand Alice und wartete auf mich. Mit einem breiten Lächeln kam sie mir entgegen. ''Also Maurice, Alice. Alice, Maurice.'', stellte ich die beiden vor. Alice konnte ihre Augen nicht mehr von ihm lassen. Natürlich entging ihm das nicht. Ich führte ihn durch den Pausenhof, durch die Aula und durch die Mensa. Als es aber endlich zum Ende der Pause klingelte machten wir uns auf dem Weg zurück in die Klasse. Die restlichen Stunden verliefen weiterhin organisatorisch. Wie immer liefen gleich alle raus, sogar Alice. Es wunderte mich, dass sie nie auf mich wartete. Als ich meine Tasche gepackt hatte und meinen Stuhl hochgestellt hatte verließ auch ich den Raum. Auf dem Gang entdeckte ich Maurice. ''Und, was machst du heute noch so?'', fragte er mich schüchtern. ''Hm, mal sehen und du?'' - ''Ich hab heute nichts vor. Ich hab auch keine Freunde hier und so wirklich auskennen tue ich mich nicht.'' Er wollte doch auf irgendwas hinaus. ''Oh, das ist echt doof.'' - ''Wenn du Lust hast, könntest du mir ja die Gegend und so zeigen.'' - ''Ein ander mal, ja? Ich muss jetzt auch wieder los. Bis morgen.'' - ''Ok, bis morgen dann.'', sagte er und ich lief runter zu meinem Fahrrad. Als ich mich auf mein Rad setzten wollte, entdeckte ich einen Zettel auf dem Sattel geklebt. ''Um 17 Uhr vor dem Tafelhaus. Ich werde auf Dich warten.'', stand darauf. Ich schaute mich um, doch weit und breit war keiner mehr zu sehen. ''Na gut, dann um 17Uhr vor dem Tafelhaus.'', sagte ich zu mir selbst, stieg auf mein Rad und machte mich auf den Heimweg. Zu Hause angekommen, begrüßten mich Mama und Nik gleich. ''Wie war die Schule?'' - ''Guuut!'', rief ich und verschwand in meinem Zimmer. Da wir nur organisatorisches besprochen hatten, musste ich nichts für die Schule tun. Ich schmiss mich auf mein Bett und schloss die Augen. Kurze Zeit später klopfte es an meiner Tür. ''Ja?'' Mama trat wieder herein. ''Hast du keinen Hunger?'' - ''Ne, ich hatte in der Schule schon was.'' - ''Achso gut.'' - ''Mama, kannst du mich bitte um 4 Uhr wecken?'' - ''Klar, dann schlaf gut, mein Schatz.'' - ''Danke.'' Es war seltsam, dass Mama mich nicht mal fragte, warum ich geweckt werden möchte. Aber mit diesem Gedanke wollte ich mich nicht vom Schlafen abbringen lassen und kuschelte mich in meine Decke. Kurze Zeit später schlief ich ein.

Freitag, 29. Oktober 2010

''Oh, wir müssen uns beeilen.'', sagte Nik, nachdem er auf seine Uhr geschaut hatte. ''Deine Mutter wartet sicher schon.'' Er nahm mir die restlichen Tüten ab und legte sie in den Kofferraum. Währenddessen setzte ich mich schon in den Wagen und wartete auf ihn. ''Auf geht's!'', sagte er und trat auf das Gaspedal. Vom vielen einkaufen war ich so erschöpft, dass ich die ganze Fahrt lang meinen Kopf an die Scheibe lehnte und aus dem Fenster sah. Als wir ankamen und mit den vielen Tüten in die Wohnung traten, lief Mama aus dem Wohnzimmer. ''Oh ihr habt ja richtig reingehauen!'', lachte sie. ''Und wie.'', antwortete Nik und stimmte in ihr Lachen ein. ''Hattet ihr denn Spaß gehabt?'', fragte Mama und Nik schaute mich an. Wir beide nickten und ich grinste, bis über beide Ohren. ''Ich lass euch dann mal alleine. Gute Nacht.'', sagte ich. ''Gute Nacht, mein Schatz.'', antwortete mir Mama und Nik schenkte mir sein sympanthisches Lächeln. In meinem Zimmer sah ich, dass ich mein Handy auf dem Nachtschränkchen, neben meinem Bett, liegen gelassen hatte. ''Oh nein. Vielleicht hatte Finn angerufen.'', dachte ich, ließ die ganzen Tüten fallen und schaute auf mein Display. ''2 SMS'', von Alice. Sie wollte wissen, was ich morgen anziehe. Völlig enttäuscht warf ich mein Handy auf mein Bett und die Sehnsucht nach Finn kehrte wieder ein. Er hatte sich mal wieder nicht gemeldet. Auf einmal klopfte es an der Tür. ''Ja?'', sagte ich und die Tür öffnete sich einen Spalt und Mama streckte ihren Kopf durch die Tür. ''Darf ich reinkommen?'' - ''Klar.'', versuchte ich möglichst lässig zu sagen, damit Mama nichts merkte. Sie setzte sich auf mein Bett und schaute mich an. ''Ist alles in Ordnung.'' - ''Ja, klar. Alles bestens.'' - ''Wirklich?'' - ''Natürlich Mama.'', antwortete ich und versuchte dabei zu lächeln. ''Hm, was ist eigentlich mit Finn?'' - ''Finn?'' Sie nickte. ''Wie kommst du auf Finn?'' - ''Luci, ich bin deine Mutter. Und mir ist noch nie was ergangen.'' - ''Spionierst du mir etwa nach?!'', sagte ich etwas lauter. ''Nein, nein. Aber ich merke doch, das da was nicht stimmt.'' - ''Hm, naja..'' - ''Möchtest du mit mir reden?'' Nach längerem Zögern gab ich nach und erzählte Mama die ganze Situation. Zum Schluss sagte sie mir, dass ich ihn besuchen sollte. ''Das ist eine gute Idee, Mama. Ich ruf ihn gleich mal an.'' - ''Nein, ruf ihn nicht an. Überrasch ihn einfach.'' - ''Danke, das du immer für mich da bist.'', sagte ich und umarmte sie fest. ''Immer wieder gerne. So, ich lasse dich jetzt mal alleine. Deine neuen Sachen kannst du mir die Tage mal präsentieren.'' - ''Mach ich und gute Nacht.'' - ''Dir auch.'', antwortete sie und verließ mein Zimmer. Als ich auf die Uhr schaute war es kurz vor zehn. Ich nahm alle Sachen aus den Tüten und verteilte sie in meinem ganzen, nicht all zu großem Zimmer. Erst einmal schrieb ich meinen Namen auf die Schulsachen. ''Werde ich eigentlich meinen Nachnamen behalten?'', überlegte ich kurz, dann ließ ich es sein. Ich packte die Sachen in meine neue Schultasche und stellte sie neben meinem Schreibtisch ab. Danach machte ich mich an meine neuen Anziehsachen. Studenlang stand ich vor dem Spiegel und probierte die verschiedensten Looks aus. Es machte mir so Spaß, dass ich die Zeit völlig vergaß. Um halb 3 ging ich dann ins Bett und schlief promt ein. 

Am nächsten Morgen konnte ich es kaum erwarten in die Schule zu gehen. Ich war schon um 6 auf den Socken und ging ins Bad, wo ich mir etwas länger, als sonst, Zeit ließ. ''Luci?'', klopfte Nik an die Tür. ''Ja?'', schrie ich, weil ich unter der Dusche stand. ''Könntest du mich bitte rein lassen?'' - ''Einen  Moment noch.'', lachte ich. ''Ich muss ganz, ganz dringend.'' - ''Bin fertig!'', rief ich und band mir ein Handtuch um. ''Dir geht es heute wohl echt gut.'' - ''Gut erkannt.'', antwortete ich und ging zurück in mein Zimmer, wo ich mich in meine schönsten Sachen warf. Nachdem ich mit meinen Haaren und dem Schminken fertig war, ging ich in die Küche und machte mir einen Kaffee.''Kaffee am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.'', sagte Nik. Ich lachte. ' 'Möchtest du auch einen?'' - ''Klar.'', antwortete er und setzte sich schon mal an den Tisch. Wir unterhielten uns ein wenig und er bot mir an, mich zur Schule zu fahren, aber ich lehnte freundlich ab. ''Wann willst du denn eigentlich los?'' - ''Um zwanzig nach sieben fahre ich mit dem Rad los.'' - ''Es ist schon halb.'' - ''Oh, ich muss los!'', sagte ich und sprang auf. ''Viel Spaß!'', rief Nik. ''Danke.'', antwortete ich nahm meine Tasche aus meinem Zimmer und lief aus der Wohnung. Draußen schloss ich mein Fahrrad auf und fuhr los. Kurz vor der Schule rief jemand nach meinem Namen und ich hielt an. ''Jonas, hey!'', sagte ich überrascht und stieg von meinem Fahrrad. Er umarmte mich fest und als er mich losließ musterte er mich von oben bis unten. ''Gut siehst du aus!'' - ''Danke, du auch.'' - ''Was ist los mit dir? Du grinst ja wie ein Honigkuchenpferd!'', lachte Jonas. ''Ich verstehe mich nun super mit Nik und werde Finn bald wiedersehen.'' Plötzlich hörte er auf zu lächeln. ''Achso, wir sollten mal lieber weitergehen, nicht das wir noch zu spät kommen.'' Eigentlich waren wir früh dran, aber ich sagte nichts. Auf dem Schulhof wartete schon Alice auf mich und fiel mir direkt in die Arme. Sie fing an loszuquatschen. Ich verstand nur einzelne Wörter und nickte einfach. Die Schulglocke läutete und alle Schüler machten sich auf den Weg zu ihren Klassen. Noch immer redete Alice weiter. Der Schultag konnte also beginnen.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Die nächsten drei Tage vergingen schnell. Morgen würde die Schule wieder beginnen. Mama war ununterbrochen am Grinsen. Heute musste sie mich nicht aus dem Bett holen. Wir saßen zu dritt am Küchentisch und frühstückten gemeinsam. Es war das erste mal, dass Nik und ich uns ganz normal unterhalten konnten. Wir sprachen über die verschiedensten Themen. Anfangs war mir nicht bewusst, was für ein humorvoller Typ hinter Nik steckte. ''Was hast du heute vor?'', fragte er mich. ''Hm, nichts.'', antwortete ich mit vollem Mund. ''Was hälst du davon, wenn wir in die Stadt fahren und dir ein paar neue Sachen besorgen?'' Das Brötchenstück blieb mir im Hals stecken das ich laut husten musste. ''Wir-wir beide?'' wiederholte ich. ''Warum denn nicht..'', antwortete er ''..hast du Lust?'' - ''Hm, warum denn nicht. Ich brauch eh noch einige Schulsachen.'' - ''Super! Du suchst aus, ich bezahle.'' Ich schaute zu Mama rüber, die mir nur ein breites Lächeln schenkte. ''Wow! Träume ich?'' Beide fingen an zu lachen. ''Also, wenn du hier weiter so rum sitzt, dann wirst du es nie erfahren.'' - ''Oh!'', sagte ich, stopfte mir das letzte Stückchen in den Mund und lief ins Bad. 

''Mein Auto steht am Ende der Straße.'', sagte Nik, als wir die Wohnung verließen. ''In Ordnung.'', antwortete ich. Wir gingen über die Straße und plötzlich blinkte das schwarze BMW, das alle anderen Autos um ihn herum in den Schatten stellte. ''Das-das ist dein Auto?!'' - ''Joar, steig ein. Ist offen.'' Nicht nur von außen, sondern auch von innen sah der Wagen nagelneu aus. Total beeindruckt schaute ich mich darin um. ''Anschnallen nicht vergessen.'', sagte Nik mit einem spöttischen Lächeln. ''Jaja, es kann ja noch was passieren.'', antwortete ich mit einem Hauch Ironie. ''Bei mir weiß man nie so genau.'', sagte er am Lachen und trat auf's Gaspedal. Im Radio lief 'Five Minutes To Midnight'. Ich beugte mich nach vorne und drehte auf. ''Magst du dieses Lied?'', fragte mich Nick, nachdem er wieder etwas leiser gemacht hatte. ''Und wie!'', antwortete ich und drehte wieder auf. Er lachte und sang dann anschließend mit mir mit. Die ganze Autofahrt verlief lustig. Es machte mir komischerweise Spaß, den Tag mit Nik zu verbringen. Als wir vom Auto ausstiegen, setzte sich Nik seine schwarze Ray Ban-Sonnenbrille auf. ''Wie viel Geld hat dieser Kerl nur in der Tasche?'', dachte ich mit einem Kopfschütteln. ''So, wo willst du als erstes hin?'' - ''Ich brauche für morgen ein paar Schulsachen.'' - ''Schulsachen also.. Ich hätte jetzt gedacht du schleppst mich in den nächsten Klamottenladen.'', lachte Nik und wir gingen zum Schreibwarengeschäft der Stadt. An der Kasse stand Christin, die größte Zicke der Schule, vor mir. Als sie mich sah musterte sie mich von oben bis unten. ''Ach Lucia, was machst du denn hier?'' - ''Wonach sieht es denn aus?'', gab ich zurück. ''Oh, so frech heute? Schau mal lieber nochmal nach, ob du genug Geld mit hast.'' Nik tickte mich unauffällig an und ich gab ihm ein Zeichen, dass alles in Ordnung war. ''64,95€'', sagte die Verkäuferin, der das Gespräch nicht entgangen war. ''Das kann nicht sein.'', sagte Christin. ''Dort steht es.'' - ''Hä?'' - ''Hast du nun das Geld oder nicht?'', sagte die Verkäuferin unfreundlich. ''Legen sie die Sachen zurück, ich bezahle sie später.'' - ''Sowas machen wir hier nicht. Räum die Sachen wieder zurück.'', forderte die Verkäuferin Christin auf und sie tat was sie sagte. Vor Lachen bekam ich mich nicht mehr ein. ''Upps, ich denke du hättest lieber nachschauen sollen, ob du genug Geld in der Tasche hast.'', warf ich ihr an den Kopf. ''Solche Püppchen kann man echt nicht gebrauchen.'', sagte die Verkäuferin und reichte mir die Tüte, nachdem Nik alles bezahlt hatte. Lachend verließen wir das Geschäft. ''So, ich hab jetzt alles.'', sagte ich. ''Das wars schon?'', fragte er überrascht. ''Ja, mehr brauche ich auch nicht und danke das du mir die Sachen bezahlt hast.'' - ''Kein Problem, aber das war es noch lange nicht. Du gehst jetzt shoppen. Ich bin dir ja noch was schuldig.'' - ''Ach du bist mir nichts schuldig.'' - ''Los geht's.'', sagte er und wir gingen in einen Laden, nach dem anderen. Am Abend hatte ich so viele Tüten in der Hand, wie noch nie zuvor. ''Die Tüten kannst du gleich in den Kofferraum packen.'', sagte er als wir zurück zum Auto liefen. ''Nik?'' - ''Ja?'', sagte er und blieb stehen. ''Ich möchte mich dafür entschuldigen, wie ich dich behandelt hatte. Es war falsch und es tut mir wirklich Leid.'' - ''Ach, Schwamm drüber. Der heutige Tag war doch der perfekte Neuanfang, findest du nicht?'' Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Er reichte mir die Hand und fragte: ''Freunde?'' - ''Freunde!''

Sonntag, 17. Oktober 2010

Nik trat aus dem Wohnzimmer und stellte sich hinter meine Mama. ''Was habt ihr mir denn zu sagen?'', versuchte ich die beiden zur Rede zu stellen. ''Deine Idee war einfach klasse, Lucia..'', fing er an. ''Das freut mich für euch.'', unterbrach ich ihn. ''..Deswegen habe ich diese Gelegenheit genutzt und deiner Mutter..'' - ''Ja?'', fragte ich weiter. ''Wir werden heiraten!'', warf Mama überglicklich ins Gespräch und fiel mir um den Hals. ''WAS?!'' - ''Ist das nicht schön?'', fragte sie, nachdem sie mich losließ. ''Äh, das ist wirklich schön.. aber - aber wollt ihr euch nicht lieber etwas länger Zeit lassen. Ihr seit doch erst seit einem Jahr ein Paar.'' - ''Dieses Jahr hat uns gezeigt, dass wir ohne den Partner nicht können.'', gab mir Mama als Erklärung. ''Wann ist denn die Hochzeit?'', fragte ich. ''Das wissen wir noch nicht. Wir wollten, das du es als erste erfährst. Einen genauen Termin haben wir noch nicht. Ich hoffe, das ist kein Problem für dich, Schatz.'' - ''Nein, nein. Solange ihr glüklich seid, bin ich es natürlich auch.'' - ''Oh, danke mein Schatz.'', sagte Mama und fiel mir ein zweites mal um den Hals. ''Haha, kein Problem.'' - ''Wir stören dich dann nicht länger.'' Ich wünschte den beiden eine gute Nacht und verschwand dann in meinem Zimmer. Dort legte ich meine Sachen ab und ging direkt ins Bad. Ebendort machte ich mich bettfertig und ging zurück in mein Zimmer. Da mich die Müdigkeit gepackt hatte, schmiss ich mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in mein Kissen. Kurz darauf fielen meine Augen zu.

Am nächsten Morgen wurde ich von unserem Telefon geweckt. Ich zog mir die Decke über den Kopf, mit der Hoffnung, das Klingeln würde bald aufhören. Nach dem dritten mal klingeln zwang ich mich aus dem Bett und ging rüber zum Telefon. Genau zu dem Punkt, wo ich den Hörer abnehmen wollte, hörte das Klingeln auf. Ärgerlich rief ich nach Mama. Niemand antwortete mir. ''HALLO?'', schrie ich und schaute in der Küche nach. Dort fand ich einen Zettel auf dem Küchentisch. ''Ich bin mit Nik auf dem Flohmarkt. Kuss, Mama.'' Wütend zerriss ich den Zettel und nahm mir ein Brötchen aus der Tüte, die auf der Küchenablage lag. Ich hatte nicht einmal in mein Brötchen gebissen, klingelte das Telefon wieder. ''Hallo?'', sagte ich genervt in den Hörer. ''Hey, mein Schatz.'' - ''FINN!'' Meine ganze Wut verschwand. ''Stör ich?'', fragte er unsicher. ''Nein, nein. Ich.. ich bin nur etwas gestresst.'' - ''Weswegen gestresst?'' - ''Ach Mama und Nik wieder..'' - ''Hm, willst du reden?'' Ich ging mit dem Telefon zurück in mein Zimmer. ''Die zwei werden heiraten.'' - ''Das ist ein Scherz oder?'' - ''Schön wär's.'' - ''Meinst du, du wirst damit klar kommen?'' - ''Das muss ich ja, Finn. Egal ob ich will, oder nicht.'' - ''Ich weiß das du das kannst.'' - ''Danke, wie geht es dir denn?'' - ''Ach, ständiges hin und her, aber sonst geht's.'' - ''Hin und her?'', fragte ich nach. ''Wir klären das wann aders, ja?'' - ''Hm, ok.'' - ''Hat mich gefreut deine Stimme wieder gehört zu haben.'' - ''Und mich erst. Schön das du angerufen hast.'' - ''Ich liebe dich, Luci.'' - ''Ich liebe dich auch.'', antwortete ich und legte auf. Erst da wurde mir klar, wie sehr mir Finn fehlte.

Dienstag, 12. Oktober 2010

In der Zeit, in der er seine Jacke holen ging, schrieb ich Alice, dass ich gleich bei ihr sein würde. Demzufolge kam Jonas wieder runter. ''Ich brauche nur noch meine Schlüssel.'' - ''Lass dir ruhig Zeit.'' Natürlich sollte er sich keine Zeit lassen, aber das wollte ich ihm nicht zeigen. ''Schon gefunden!'', sagte er erleichtert und wir verließen das Haus. ''Mein Auto steht am Ende der Straße, wir müssen etwas laufen.'' - ''Achso, ok.'' - ''Wir können auch zu Fuß zu gehen, wenn du willst. Ist warm heute.'' - ''Ne, ist schon in Ordnung. Mit dem Auto sind wir sowieso schneller da.'' - ''Wie du willst.'' Zu dem Moment klingelte mein Handy. Es war Alice. ''Ja?'', sprach ich in den Hörer. ''Wann wirst du da sein?'', fragte sie leicht gereizt. ''Wir werden mit dem Auto kommen.'' - ''Wer ist wir?'', fragte sie aufgebracht. ''Na, Jonas und ich.'' - ''JONAS?!'' - ''Ja, er wird uns helfen.'', antwortete ich und schaute zum ihm rüber. Er lächelte mich misstrauisch an. ''Nein, ich will das nicht!'', beklagte sich Alice am anderen Ende der Leitung. ''Gut, bis gleich dann.'', lachte ich und legte auf. ''Und?'', fragte mich Jonas. ''Alles bestens, sie freut sich.'' - ''Echt?'', er lächelte beruhigt. Die zwei müssen sich einfach vertragen. ''Da wären wir.'', sagte er und öffnete mir die Autotür. ''Danke.'', sagte ich. Er lief um das Auto rum und setzte sich auf die Fahrerseite. Im Auto war die Stimmung schon viel entspannter. ''Also, wie weit seit ihr denn schon?'', fragte er interessiert. ''Also, die Gästeliste hatten wir eigentlich schon fertig.'' - ''Sei jetzt bitte ehrlich..'' Ich schaute ihn fragend an. ''..Wessen Idee war es, mich auf die Gästeliste zu setzen.'' - ''Na, Alice's!'' Sein Blick verriet mir, dass er mir nicht glaubte. ''Na gut, es war meine Idee, aber Alice wollte dich nicht auf die Liste setzen, weil sie dachte du würdest sowieso nicht kommen.'' - ''Das hatte sie gedacht?'' Ich nickte bloß. ''Was ist eigentlich der Grund für euren so genannten Streit.'' - ''Ich weiß es auch nicht.'' - ''Hm, ich hoffe sie beruhigt sich wieder.'' - ''Das hoffe ich auch.'', sagte er etwas leiser. Die restliche Fahrt sagte keiner von uns mehr was, bis wir bei Alice ankamen. Jonas stieg als erster aus, um mir die Tür zu öffnen. ''Das ist doch nötig, Jonas.'' - ''Ich mache sowas ebend gern.'' Ich lachte und ging ihm voraus. Wieder mal öffnete ihr kleiner Bruder die Tür. ''Lucia!'', schrie er und fiel mir in die Arme. ''Hallo.'', bekam ich nur heraus. Als ich ihn wieder absetzte fragte er mich, ob wir heute wieder spielen könnten. ''Tut mir Leid, heute geht das nicht.'' - ''Schade.''sagte er enttäuscht und sein Blick wanderte hinüber zu Jonas. ''Und du bist wer?'', fragte er. ''Jonas.'' - ''Oh, Jonas! Alice redet immer von dir. Sie..'' - ''Da seid ihr ja!'' Alice kam die Treppe hinunter gelaufen. ''Phillip, geh doch in dein Zimmer!'', schrie sie ihn an. Er lief in sein Zimmer und knallte die Tür zu. ''Alice..'', versuchte ich, sie zu beruhigen. ''Kommt rein.'', sagte sie und wir folgten ihr ins Wohnzimmer. ''Ihr könnt' euch ruhig setzen. Möchtet ihr was trinken?'' Bevor wir antworten konnten, verschwand sie in der Küche und kam mit 3 Gläsern und einer Flasche Apfelschorle zurück. ''Ist Apfelschorle ok für euch?'', fragte sie. ''Klar.'', sagte und wir beide schauten zu Jonas, der sich im großen Wohnzimmer umschaute. ''Äh..sicher.'', antwortete er und nahm ein Glas in die Hand. ''Ich brauche nur noch 9 Bestätigungen. Bis jetzt werden 32 kommen und neun haben abgesagt.'', erzählte uns Alice, während sie die Gläser füllte. ''Wir müssen nur noch klären wie viele Getränke und alles wir bestellen müssen.'' - ''Wir könnten doch machen, dass jeder etwas mitbringt.'', lenkte Jonas ein. ''Nein, sonst haben wir hier viel mehr Alkohol, als die Gäste Verstand.'', sagte Alice. ''Hm, hast Recht. Dumme Idee von mir, sorry.'' Wir planten noch Stunden. Es war lustig, aber ich bemerkte immer wieder, wie Alice Jonas' Anwesenheit störte. Als wir nun endgültig mit dem Vorbereitungen fertig waren, fragte ich ob wir einen Film gucken wollen. Jonas war sofort dafür. Alice zögerte etwas, war aber dann doch dafür. ''Comedy, Action, Horror..?'' - ''Horror!'', riefen Jonas und ich gleichzeitig. ''Ok.'', sagte Alice und warf den Film rein. ''Ich kenne den Film selbst noch nicht, aber der müsste gut sein. ''Alles klar.'', sagte ich. Ich saß zwischen den beiden. Anfangs waren alle sehr angespannt, aber im Laufe des Films wurde es besser. Jonas lehnte seinen Kopf an meine Schulter. ''Ich muss mal auf's Klo.'', sagte ich und stand auf. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, war das Licht wieder an. ''Der Film schon vorbei?'' - ''Ne, aber ich suche gerade den zweiten Teil davon.'', antwortete Alice. Jonas saß noch auf der Couch und schaute mich verwundert an. Ich lächelte ihn an und blickte wieder zu Alice. ''Wir können den zweiten Teil auch nachholen. Es ist schon spät. Ich sollte lieber nach Hause.'' - ''Hm, wenn du meinst. Holen wir ihn nach.'' - ''Ich fahr dich nach Hause, Lucia.'', kam mir Jonas entgegen. Alice Blick verriert wieder einiges. ''Nein, ich gehe schon zu Fuß.'' - ''Nein, lass ihn dich fahren. Es ist schon dunkel draußen.'' - ''Na gut. War schön dich wieder gesehen zu haben.'' - ''Fand ich auch und danke.'' - ''Wofür danke?'', fragte ich Alice. ''Na.. für alles, eben.'' Wir umarmten uns lange. Als wir uns losließen kam Jonas. Ohne Worte umarmte er Alice und ein Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus. Ich freute mich für sie. Wir verließen das Haus und gingen rüber zum Auto. Diesmal öffnete ich mir selbst die Tür. Als wir im Auto saßen, fragte mich Jonas, ob alles ok sei. ''Es ist alles super, wieso fragst du?'' - ''Du warst so komisch gerade.'' - ''Komisch?'' Ich tat völlig ahnungslos, dabei wusste ich, was er meinte. ''Ach, schon in Ordnung.'' - ''Hm.'' Er versuchte ein neues Gespräch anzufangen, aber ich machte es ihm besonders schwer. Sein Auto hielt vor der Eingangstür meines Hauses und er stieg mit aus. ''Bis zur Tür schaffe ich das schon, Jonas.'' - ''Trotzdem.'' Er umarmte mich fest und gab mir anschließend einen Kuss auf die Wange. ''Gute Nacht.'' - ''Danke, dir auch.'', antwortete ich und ging rein. ''Was war das denn schon wieder?!'', dachte ich, als ich in die Wohnung kam. ''Lucia, da bist du endlich.'', sagte Mama. ''Ich war noch bei Alice. Ist etwas später geworden, tut mir Leid.'' - ''Ach das macht doch nichts. Nik und ich haben dir nämlich was zu sagen.''

Freitag, 8. Oktober 2010

LUCIA'S SICHT

''Mama, bist du zu Hause?'' Keine Antwort. ''Hallo?'' Wieder keine Antwort. In der Wohnung war alles still. Ich stellte meine Sachen ab und schaute mich um. Sie hatte mir keinen Zettel hinterlassen. Als ich auf die Uhr schaute war es erst kurz nach zwei Uhr. Mama müsste noch bei Nik sein. ''Hoffentlich genießen sie ihre gemeinsame Zeit.'', dachte ich und ging in mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett legte. ''Was Finn wohl gerade macht? Ich hoffe ihm geht es gut.'', dachte ich. Auf einmal spürte ich mein Handy in meiner Hosentasche vibrieren. Wieder einmal wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich schaute auf dem Display: ''Akku leer.'' Enttäuscht stöhnte ich, richtete mich wieder auf und nahm mein Tagebuch heraus. Ich rollte mich auf den Bauch und fing an zu schreiben. 


Liebes Tagebuch,

bald hat Alice Geburtstag. In einer Woche ist es soweit.. Mir fällt ein, dass ich noch gar nicht bei Jonas war. Das muss ich noch erledigen.. ich denke, das werde ich gleich machen. Übermorgen sind die Sommerferien vorbei. Schade eigentlich.. Ich will das der Sommer niemals endet. Im Sommer war ich bisher immer glücklicher. Ich finde, da ist alles so unbeschwert. Es ist warm und man ärgert sich nicht so sehr über das Wetter.. naja eigentlich schon.. Alle wollen Wärme, nur man kann es der Person nie recht machen. Entweder ist es zu heiß oder zu kalt. Gerade richtig gab es noch nie. Vielleicht sind Sommertage nicht immer glücklich, aber doch so schön. 


Zu dem Zeitpunkt wollte ich nicht nachdenken. An nichts, darum beschloss ich, zu Jonas zu fahren. Ohne weiter nachzudenken war ich schon aus der Wohnung. Ich dachte nicht daran, ihn anzurufen, um sicher zu gehen, dass er auch zu Hause war. Zu meinem Glück war er da. ''Lucia, hey!'', sagte er überrascht, als er die Haustür öffnete. ''Hey.'', sagte ich und er umarmte mich fest. ''Schön, dass du wieder mal vorbeischaust.'', sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. ''Darf ich reinkommen?'' - ''Klar.'' Er trat einen Schritt zur Seite und ich ging hinein. ''Ich wollte dich etwas fragen..'', fing ich an. ''Dann frag.'', sagte er immer noch mit diesem Grinsen im Gesicht. ''Die Sache ist die, ich..'' - ''..Du?'', setzte er fort. ''Ich wollte dich fragen ob - ob du Lust hast.. Du bist zu Alice's Geburtstagsparty eingeladen.'' - ''Oh, cool.'' Das klang alles andere als begeistert, aber ich versuchte es zu ignorieren. ''Was ist, kommst du?'' - ''Wann ist die Party denn?'' - ''Nächsten Samstag.'' - ''Hm, ich hätte schon Zeit und Lust, aber.. will Alice mich denn dabei haben?'', fragte er verunsichert. ''Natürlich will sie das! Es war doch auch ihre Idee, sonst würde ich doch nicht hier sein.'' Das war natürlich gelogen, aber anders hätte ich ihn bestimmt nicht dazu gebracht, zu zustimmen. ''Achso. Wenn es so ist.. ich bin dabei.'' - ''Klasse! Dann geh ich gleich mal Alice Bescheid sagen.'' - ''Wie du gehst schon wieder?'' - ''Ja.'' - ''Oh, schade. Ich dachte wir könnten wieder einen tollen Tag zusammen verbringen.'' Er schaute enttäuscht zu Boden. ''Hm.. Komm doch mit.'' - ''Zu Alice?'' - ''Klar. Dann können wir zu dritt weiter planen.'' - ''Na gut. Ich hole nur mal eben meine Jacke von oben und dann können wir los gehen.''