Sonntag, 31. Oktober 2010

''Ich kann den neuen Schüler nicht mehr erwarten.'', flüsterte mir Alice, während unser Klassenlehrer, Herr Lehmann, die organisatorischen Dinge mit uns besprach, ins Ohr. ''Einen neuen Schüler?'', fragte ich ahnungslos. ''Ja!'', sagte sie. ''Typisch Alice, weiß immer über alles Bescheid.'', dachte ich. ''Frag nicht woher ich das weiß.'', sagte sie. ''Ok, ok.'', kicherte ich. ''Wann ist die Stunde endlich vorbei?'', fragte Alice ungeduldig. Leider etwas zu laut. ''Möchten Sie der Klasse irgendwas mitteilen, Frau Perters?'', fragte Herr Lehmann gereizt. Sie errötete auf Anhieb und schüttelte bloß den Kopf. Den Rest der Stunde hörten wir aufmerksam zu. Kurz vor dem Klingeln klopfte es an der Tür. ''Herein.'', rief Herr Lehmann. Ein großer, leicht gebräunter, dunkelhaariger Kerl trat in die Klasse. Alle Mädchen schmachteten ihn an. So besonders fand ich ihn nun auch wieder nicht. Er sprach mit einem französischen Akzent. ''Mein Name ist Maurice.'' - ''Ah, der junge Mann aus Frankreich. Herzlich Willkommen.'' Herr Lehmann klärte noch etwas unverständliches mit ihm ab. Beim Klingeln verließen alle Schüler den Klassenraum. Weil ich die letzte war, rief mein Lehrer mich nochmal zurück. ''Ja?'', fragte ich. ''Würdest du Maurice rumführen? Ich muss zu einer Besprechung.'' - ''Ähm, klar.'' - ''Ich danke dir.'', sagte Herr Lehmann und verließ den Klassenraum. ''Na super!'', dachte ich. ''Hoffentlich krieg ich das mit dem Französisch sprechen hin.'' Maurice schaute mich lächelnd an. ''Ähm, te me comprenez?'', fing ich an. ''Ich spreche schon Deutsch, keine Panik.'', lachte er und süße Grübchen tauchten in seinem Gesicht auf. ''Haha, ok gut. Was würdest du gerne sehen?'', fragte ich ihn erleichtert. ''Mich würde dieser Ort, wo die Schüler.. wie sagt man das bei euch..'' - ''Abhängen?'' - ''Genau!'' - ''Ähm, ok.'' Wir machten uns auf den Weg zum Pausenhof. Um die Ecke stand Alice und wartete auf mich. Mit einem breiten Lächeln kam sie mir entgegen. ''Also Maurice, Alice. Alice, Maurice.'', stellte ich die beiden vor. Alice konnte ihre Augen nicht mehr von ihm lassen. Natürlich entging ihm das nicht. Ich führte ihn durch den Pausenhof, durch die Aula und durch die Mensa. Als es aber endlich zum Ende der Pause klingelte machten wir uns auf dem Weg zurück in die Klasse. Die restlichen Stunden verliefen weiterhin organisatorisch. Wie immer liefen gleich alle raus, sogar Alice. Es wunderte mich, dass sie nie auf mich wartete. Als ich meine Tasche gepackt hatte und meinen Stuhl hochgestellt hatte verließ auch ich den Raum. Auf dem Gang entdeckte ich Maurice. ''Und, was machst du heute noch so?'', fragte er mich schüchtern. ''Hm, mal sehen und du?'' - ''Ich hab heute nichts vor. Ich hab auch keine Freunde hier und so wirklich auskennen tue ich mich nicht.'' Er wollte doch auf irgendwas hinaus. ''Oh, das ist echt doof.'' - ''Wenn du Lust hast, könntest du mir ja die Gegend und so zeigen.'' - ''Ein ander mal, ja? Ich muss jetzt auch wieder los. Bis morgen.'' - ''Ok, bis morgen dann.'', sagte er und ich lief runter zu meinem Fahrrad. Als ich mich auf mein Rad setzten wollte, entdeckte ich einen Zettel auf dem Sattel geklebt. ''Um 17 Uhr vor dem Tafelhaus. Ich werde auf Dich warten.'', stand darauf. Ich schaute mich um, doch weit und breit war keiner mehr zu sehen. ''Na gut, dann um 17Uhr vor dem Tafelhaus.'', sagte ich zu mir selbst, stieg auf mein Rad und machte mich auf den Heimweg. Zu Hause angekommen, begrüßten mich Mama und Nik gleich. ''Wie war die Schule?'' - ''Guuut!'', rief ich und verschwand in meinem Zimmer. Da wir nur organisatorisches besprochen hatten, musste ich nichts für die Schule tun. Ich schmiss mich auf mein Bett und schloss die Augen. Kurze Zeit später klopfte es an meiner Tür. ''Ja?'' Mama trat wieder herein. ''Hast du keinen Hunger?'' - ''Ne, ich hatte in der Schule schon was.'' - ''Achso gut.'' - ''Mama, kannst du mich bitte um 4 Uhr wecken?'' - ''Klar, dann schlaf gut, mein Schatz.'' - ''Danke.'' Es war seltsam, dass Mama mich nicht mal fragte, warum ich geweckt werden möchte. Aber mit diesem Gedanke wollte ich mich nicht vom Schlafen abbringen lassen und kuschelte mich in meine Decke. Kurze Zeit später schlief ich ein.

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