Donnerstag, 4. November 2010

''Was musst du mir erzählen?'', fragte ich ungeduldig. ''Erst wenn wir im Klassenraum sind.'' Ich konnte es überhaupt nicht leiden, wenn mich jemand auf die Folter spannte, doch ich sagte nichts. Auf unseren Plätzen wollte sie gleich anfangen zu erzählen, doch wurde augenblicklich von Herrn Lehmann unterbrochen. ''Frau Peters, haben sie einen Grund warum sie erst jetzt auftauchen?'' Sie nickte und reichte ihm einen Zettel. Er las den Zettel, schaute sie misstrauisch an und sagte anschließend: ''Na gut. Fahren wir fort. Also..'' 
''Ich erzähle es dir nach der Schule.'', flüsterte mir Alice ins Ohr und wir hörten die restlichen Stunden aufmerksam zu.


Endlich war der Schultag zu Ende. ''So, jetzt sag was ihr gemacht hab.'' - ''Genau! Also, wir haben uns geküsst!''   - ''Wie, geküsst?'' - ''Geküsst, eben!'', kreischte Alice. Sie war so süß und freute sich so sehr, deswegen lächelte ich, mit meinen Hintergedanken. ''Warte mal, ist das Finn dahinten?'' Ich drehte mich um. Er stand auf der anderen Straßenseite und winkte mir zu. ''Oh, ich muss los. Ich ruf dich heute Abend an.'', sagte ich. ''In Ordnung. Viel Spaß euch beiden.'' Sie umarmte mich und ich lief rüber zu Finn. ''Hey.'', sagte er mit einem breiten Lächeln und gab mir einen Kuss auf die Wange. ''Alles klar bei dir?'' - ''Jetzt schon.'', antwortete ich. Er nahm mir meine Tasche ab und wir gingen zurück zu mir nach Hause. ''Habt ihr was aufbekommen?'', fragte er. ''Nö, nö. Heute wieder nicht. Wann fährst du nach Hause?'' - ''Um fünf muss ich schon los.'' - ''Hm, schade.. Kannst du nicht noch bis morgen bleiben?'' - ''Du glaubst gar nicht, wie gern ich das möchte, aber ich kann nicht.'' - ''Mist!'' - ''Hey, lass uns die Stunden, die wir noch für uns haben einfach genießen, ok?'' - ''Ok.'', antwortete ich und ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus. 

Mittwoch, 3. November 2010

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Finn noch am Schlafen. Ich schlich leise aus dem Bett, da ich Finn nicht wecken wollte. Ich nahm meine Lieblingsjeans, meinen neuen Cardigan und ein einfaches Top von meinem Kleiderständer und ging damit ins Bad. Schminken und duschen fiel an diesem Morgen aus. Ich war schon wieder spät und verließ ungekämmt die Wohnung. Draußen stand Jonas' Auto gegenüber von meinem Fahrrad. ''Soll ich dich mitnehmen?'', rief er. ''Wäre gut.'', antwortete ich und stieg in seinen Wagen. ''Was machst du hier?'' - ''Ich werde dich ab heute jeden Tag von der Schule abholen.'' - ''Das musst du doch nicht.'' - ''Will ich aber.'' - ''Na wenn es so ist.'' Natürlich hatte ich nichts dagegen, dass er mich abholte, aber aus Höflichkeit lehnte ich es anfangs ab. ''Wann hast du heute aus?'' - ''Nach der 6.'' - ''Gut, ich auch.'' - ''Gut?'', fragte ich. ''Ja, dann nehme ich dich nach der Schule auch wieder mit.'', sagte Jonas. ''Nicht nötig.'' - ''Doch, sonst musst du noch zu Fuß nach Hause.'' - ''Finn ist bei mir und er holt mich danach ab.'' - ''Oh, schade. Dann ein anderes mal.'' - ''Ok.'' Die restliche Fahrt lang war Jonas ganz in Gedanken versunken und hatte mich anscheinend schon vergessen. ''Ich kann nur hier parken. Wir müssen dann ein bisschen laufen.'', entschuldigte er sich. ''Ach, ist doch nicht schlimm.'', sagte ich und lächelte ihm aufmunternd zu. Als er ein Parkplatz für sein Auto gefunden hatte, gingen wir zur Schule. Dort kam uns Alice entgegen und umarmte mich fest. ''Hey.'', sagte Jonas und umarmte sie. Es freute mich, dass sie sich umarmt hatten. ''Ähm, ich geh schon mal vor.. Herr Lehmann wollte mir noch was sagen.'', flunkerte ich und ging ins Gebäude. Alle anderen waren schon da und warteten auf Herrn Lehmann, der für seine Verhältnisse spät dran war. Fast zehn Minuten nach dem Gong kam er dann mit Begleitung von Maurice. ''Entschuldigung für die Verspätung, wir beginnen gleich mit dem Unterricht.'', sagte er außer Atem und schloss den Klassenraum auf. Alice war noch immer nicht da, aber ich machte mir keine Sorgen, da Jonas bei ihr war. Doch als sie nach der zweiten Stunde noch immer nicht da war, beschloss ich, sie suchen zu gehen. Bei den Raucherecken fing ich an. Dort fand ich sie nicht. Als es dann noch zum Ende der Pause klingelte, machte ich mich auf den Weg zurück ins Klassenzimmer. Dort kam mir Alice grinsend entgegen. ''Wo warst du?!'', sagte ich aufgelöst. ''Bei Jonas. Ich muss dir was erzählen.'', antwortete sie überglücklich. 

Montag, 1. November 2010

Wie auf dem Zettel stand, erschien ich um 17 Uhr vor dem Tafelhaus. Ich war mir nicht sicher, ob ich rein gehen sollte, also blieb ich erstmal draußen stehen. Wenige Minuten später stand ich nicht mehr alleine am Treffpunkt. ''Hey, schön das du gekommen bist.'' Ich drehte mich um. ''Finn?!'' Ohne weiter nach zu denken lief ich ihm in die Arme. ''Ich hab dich so vermisst.'', flüsterte ich während kleine Tränchen über meine Wange liefen. Finn blieb still und hielt mich fest in seinen Armen. ''Aber, was ist der Grund für dieses Treffen?'' Er ließ mich los und schaute erstmal in allen Richtungen. ''Ich war die letzten Tage bei meinem Kumpel und dort kann ich ja nicht für immer bleiben. Mit Janis verstehe ich mich jetzt auch nicht mehr so gut..'' - ''Ihr versteht euch nicht mehr gut?'', unterbrach ich ihn. ''Ja, aber das tut jetzt nicht zur Sache. Ich..'' - ''Ist es wegen mir?'', unterbrach ich ihn ein zweites mal. ''Nein, es ist doch nicht wegen dir. Es liegt einfach an uns. Wir geraten immer wieder aneinander. Das passiert nun mal.'' Mir war klar, das die beiden sich wegen mir stritten, aber ich sagte nichts mehr und ließ ihn ausreden. ''Also, was ich dir sagen wollte. Ich habe lange mit meiner Mutter geredet und es ist in Ordnung für sie, wenn ich bei ihr einziehe. Hauptsache ich muss nicht mit meinem Dad leben.'' - ''Das freut mich für dich.'', sagte ich. Es freute mich wirklich, aber ich konnte es nicht wirklich zeigen. Er legte seine rechte Hand auf meine Wange. ''Was ist los?'' - ''Ich freue mich wirklich für dich, nur ist es so schade, dass du hier nicht mehr zurück kommen wirst.'' Das sollte nicht egoistisch klingen. ''Wenn ich erstmal eine Arbeit habe und genug Geld verdiene, dann werde ich hier her zurück kommen. Nur momentan kann ich nicht für mich alleine sorgen, verstehst du?'' - ''Ja, ich verstehe. Tut mir Leid.'' - ''Ach dir muss doch nichts Leid tun.'' - ''Was ist denn mit der Schule?'' - ''Mit der Schule ist alles abgeklärt. Ich hab auch kaum was verpasst. Das kann ich schon wieder nach holen.'' - ''Da bin ich wirklich erleichtert. Wie lange wirst du hier bleiben?'', fragte ich ihn. ''Also, wenn du gerne willst, dann verbringen wir die Nacht miteinander, aber wenn du kein Bock auf mich hast, dann ist das auch nicht schlimm und ich fahre wieder zurück.'' - ''Spinnst du?! Natürlich will ich das du heute Nacht bei mir bleibst.'', sagte ich voller Freude und umarmte ihn fest. ''Ich hab mit keiner anderen Antwort gerechnet.'', lachte er und fügte hinzu ''Hast du Hunger?'' - ''Klar.'', sagte ich und wir gingen ins Tafelhaus.


Nach dem wunderbaren Essen machten wir einen schönen Spaziergang. Wir setzten uns an den See und schauten uns gemeinsam den Sonnenuntergang an. Wir waren zum richtigen Zeitpunkt, an der richtigen Stelle. Obwohl.. Gibt es überhaupt den richtigen Zeitpunkt? Ich weiß es nicht. Machte mir aber keine weiteren Gedanken darüber, da ich endlich wieder mit Finn zusammen sein konnte. ''Auf hättest du Lust?'', flüsterte er, nachdem die Sonne war noch halb zu sehen. ''Es ist mir egal. Die Hauptsache ist, wir erleben es zusammen.'' - ''Bist du dir da sicher?'', fragte Finn ironisch. ''Jetzt nicht mehr.'', lachte ich. ''Zu spät. Wir springen jetzt ins Wasser.'', lachte Finn. Er zog sich, bis auf seine Shorts, aus und sprang ins Wasser. ''Luci, ich warte auf dich.'' - ''Du bist verrückt.'', lachte ich. ''Na komm schon.'', bat er mich. ''Niemals.'' - ''Muss ich erstmal aus dem Wasser kommen?'' Er ließ mich nicht antworten und kam aus dem Wasser. ''Ok, ok, überredet.'', lachte ich und zog mich, bis auf meine Unterwäsche, aus. ''Deine Entscheidung kam spät.'', sagte Finn am Lachen, hob mich hoch und schmiss mich ins Wasser. Da es so kalt war, schrie ich ungewollt. Doch mit der Zeit wurde das Wasser angenehm und auch ich bekam Spaß bei der ganzen Sache. Als die Sonne ganz verschwand, gingen wir aus dem Wasser. ''Brrr.'' - ''Ist dir kalt?'', fragte Finn. ''Nein, kein bisschen.'', sagte ich sarkastisch und suchte meine Sachen zusammen. ''Hier.'' Finn reichte mir ein Handtuch und ich trocknete mich ab. Daraufhin zogen wir unsere Sachen an und machten uns auf dem Heimweg. ''Hat doch Spaß gemacht, oder?'', fragte mich Finn mit einem breiten grinsen, dass unter dem Laternenlicht perfekt zu sehen war. ''Und wie.'' Zu Hause angekommen gab ich Mama Bescheid, dass Finn die Nacht über da bleiben würde. Es machte ihr nichts aus. Warum auch, Nik war ja bei ihr. Ich ging ins Bad und machte mich dort fertig. Als ich zurück kam, lag Finn schon in meinem Bett. ''Morgen muss ich früh raus.'', erzählte ich. ''Ja, ich weiß.. leider.'' - ''Hm. Ich kann auch einfach zu Hause bleiben.'' - ''Nein, nicht wegen mir. Ich hole dich morgen von der Schule ab. Dann haben wir noch ein paar Stunden, bis ich los muss.'' - ''Ok, ich bin froh das du da bist.'' - ''Und ich erst. Ich liebe dich.'' - ''Ich liebe dich auch.'', flüsterte ich und schlief ein.