Samstag, 18. September 2010

Vom Balkon aus hatte man eine schöne Aussicht. Der Himmel war voller Sterne. Es faszinierte mich so sehr, dass ich meine Gänsehaut fast vergaß. Hier oben war es sehr windig. ''Ist dir nicht kalt?'' plötzlich stand Janis hinter mir. ''Nein, es geht schon.'' - ''Hm.. aber wieso bist du denn alleine hier draußen?'' - ''Ich will euch nicht stören oder zur Last fallen.'' - ''Völliger Unsinn! Du bist hier herzlich willkommen.'' Dieser Satz beruhigte mich ein wenig. Janis stellte sich neben mich und lehnte seinen Rücken an das Balkongeländer. Mir wäre es lieber gewesen, er würde wieder rein gehen, doch ich sagte nichts. ''Ist das ok für dich wenn ich hier eine rauche?'' - ''Klar, kannst du ruhig.'' Er zündete sich seine Zigarette an. Nach dem ersten Zug schaute er mich an. ''Rauchst du auch?'' Ich schüttelte den Kopf. ''Hast du es schon mal ausprobiert?'' - ''Nein.'' Er hielt mir seine Schachtel hin. ''Hier.'' Ich zögerte lange, doch dann griff ich zu einer Zigarette und steckte sie mir in den Mund. Das Feuerzeug bekam ich durch mein Zittern fast gar nicht an. Nach meinem ersten Zug kam Finn raus gelaufen. ''Luci, bist du bescheuert?!'' Er zog mir die Zigarette aus dem Mund und schaute böse zu Janis rüber. ''Mach dich mal locker. Ist doch nichts wildes.'', versuchte Janis ihn zu beruhigen. Finn packte mich an die Arme. ''Fang niemals damit an, hörst du?'' - ''Du rauchst doch selbst.'', warf Janis ins Gespräch. ''Ja, ein großer Fehler. So oft hab ich versucht damit aufzuhören, aber ich schaffe es nicht. Das will ich dir ersparen.'' Er schaute mir tief in die Augen. Die Wut, die in ihm steckte, machte mir Ansgt. ''Finn, las mich!'' Ich riss mich los und lief wieder rein. Im Zimmer nahm ich meine Sachen und lief hinaus. Mir war selbst nicht klar, wo ich hin sollte, doch das kümmerte mich nicht. Auf den Straßen war sehr viel los. ''Wieso bist du nicht einfach zu Hause geblieben?'', warf ich mir selbst vor.  Unverhofft klingelte mein Handy. Es war Alice. ''Hallo?'', sagte ich völlig aufgelöst. ''Luci, ich bins. Ist alles in Ordnung?'' - ''Nein, nichts ist in Ordnung. Ich will nach Hause.'' - ''Bist du nicht bei Finn?'' - ''Doch.'' - ''Was ist denn..'' Dann hörte ich nichts mehr. Ich schaute auf mein Handydisplay; Mein Akku war leer. ''Verdammt!'', fluchte ich. ''Stress?'', fragte mich eine fremde Person. ''Ähm, nein.'', antwortete ich und ging einfach weiter. ''Hey, warte mal. Bist du nicht die Freundin vonn Finn?'' Ich blieb stehen, doch drehte mich nicht um. ''Kennen wir uns irgendwo her?'' - ''Nein, aber ich bin ein Freund von ihm. ''Schönen Abend noch.'', gab ich barsch zurück und ging weiter. So naiv war ich nun auch wieder nicht. Lange lief ich durch die Straßen. Völlig unerwartet erkannte ich von weitem eine Jugendherberge. Rasant lief ich dort hin, mit der Hoffnung ich würde noch ein Zimmer bekommen, dass nicht all zu teuer war. An der Rezeption stand eine sehr hübsche, junge blonde Frau. ''Schönen guten Abend, was kann ich für dich tun?'' - ''Hallo, ich.. ich brauche ein Zimmer für diese Nacht.'' - ''Ein Einzelzimmer?'' - ''Richtig!'' - ''Also, wir haben Zimmer ab 20€.'' Ich nahm alles aus meiner Hosentasche und legte es auf den Rezeptionstisch. Ich besaß noch 34.90€. ''Dankeschön.'', antwortete die Frau. ''Darf es denn noch was sein?'', fragte sie mich, als sie mir das Restgeld gab. ''Nein, das war alles, danke.'' - ''Na gut.'', sagte sie, gab mir den Schüssel und nannte mir meine Zimmernummer. ''In Ordnung und vielen Dank.'', antwortete ich und steckte mein Geld wieder ein. ''Gerne. Einen schönen Aufenthalt wünsche ich ihnen.'', antwortete sie mir und ich lächelte wortlos. Sie erwiederte mein Lächeln und ich ging mit meinen Sachen die Treppen hoch. Als ich mein Mein Zimmer gefunden hatte, stellte ich meine Sachen neben dem Nachtschränkchen ab. Das Zimmer wurde schlicht eingerichtet. Das Bett wurde mit weißer Bettwäsche bezogen und die Wände trugen ein helles orange. Die Vorhänge waren noch geöffnet und reichten bis zum hellbrauen Parkettboden. Der Schrank war groß genung und auf dem Nachtschränkchen stand eine kleine Lampe. Ein Badezimmer war hier nicht zu sehen, nur ein Waschbecken mit Spiegel. Das machte mir nichts aus, da ich schon morgen wieder gehen würde. Nachdem ich mich umgezogen hatte legte mich ins Bett und schlief nach kurzer Zeit ein.

Die erste Nacht hatte ich bestanden. Als ich auf die Uhr, die über der Tür hang, schaute war es gerade erst kurz nach acht Uhr morgens. Mühsam stieg ich aus dem Bett und nahm meine Tasche hoch. Ich wühlte in ihr rum, bis ich meinen Akkuauflader fand und ladete mein Handy auf. Am Waschbecken putzte ich mir meine Zähne und wusch mein Gesicht. Meine Haare bürstete ich einige male durch und bindete sie folgend zu einem Dutt zusammen. An diesem Tag trug ich meine gestrige dunkle Jeans, ein weißes Top und meinen schwarzen Cardigan. Mein Magen knurrte. Ich ging aus dem Zimmer und schloss es ab. An der Rezeption stand diesmal ein Mann. Seine Hände stützten seinen Kopf und an seinem Platz stand eine Tasse Kaffee. Er schaute mich an und grinste auf Anhieb. ''Was darf es für dich sein?'' - ''Ähm, wo kann man hier frühstücken?'' Er lachte. ''Frühstück gibt es hier erst ab 9 Uhr.'' - ''Achso, oh.'' - ''Aber du kannst dich schon mal in die Kantine setzen. Es dauert nicht mehr lange, dann ist der Küchendienst bereit.'' - ''In Ordnung, danke.'' - ''Keine Ursache.'', antwortete er und wendete sich seinem Kaffee zu. In der Kantine saß eine ganze Klasse. Die Schüler waren nicht in meinem Alter. Das sah ich an ihrem Benehmen. Auf einmal tippte mir jemand auf die Schulter und ich drehte mich kurzerhand um. ''Lucia?'' - ''Ähm, ja.'' - ''Würden Sie mir bitte zur Rezeption folgen?'' - ''Jetzt gleich?'' - ''Ja.'' - ''In Ordnung.'', antwortete ich und folgte ihm. An der Rezeption wurde ich schon erwartet.

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