Samstag, 25. September 2010

''Du schon wieder?!'' Es war dieser Junge, der behauptete ein Freund von Finn zu sein. ''Ja, ich schon wieder, aber ich habe dir jemanden mitgebracht.'' Er trat ein Stück zur Seite. ''Finn?'' Er kam mir entgegen und schloss mich fest in seine Arme. ''Es tut mir schrecklich Leid. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.'' Meine Wut verfloss schlagartig. ''Nein, mir tut es Leid. Ich hätte nicht weglaufen sollen. Verzeihst du mir?'' - ''Das habe ich schon längst getan.'' Wir lösten uns langsam aus der Umarmung. ''Gehen wir wieder?'' - ''Ich hole nur mal eben meine Sachen von oben. Bin gleich wieder zurück.'' Er nickte kurz und schaute dankbar zu dem Jungen rüber. Dem Mann an der Rezeption blieb das ganze nicht erspart. Er schaute mich amüsant an und trank aus seiner Kaffeetasse. So schnell wie ich oben war, war ich auch wieder unten. Finn nahm mir freundlicherweise die Tasche ab und legte seinen Arm um mich. ''Dann los.'', sagte er und wir verließen die Jugendherberge. Wenige Meter von der Eingangstür entfernt, stand Janis' Auto. Ich schämte mich für mein gestriges Benehmen und setzte mich in den Wagen.

Nachdem wir den Jungen, wessen Name mir nicht bekannt war, zu Hause abgesetzt hatten, fuhren wir direkt zur WG. Als wir aus dem Auto stiegen hielt ich Finn auf. ''Können wir kurz reden?'' Finn schaute zu Janis. ''Bin schon weg.'', antwortete er und ging vor. ''Ist was nicht in Ordnung?'', fragte mich Finn besorgt. ''Naja, weißt du.. Ich.. Ich denke.. Ich werde..'' - ''Du willst wieder nach Hause, stimmts?'' - ''Ja.. schon.'' Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen. ''Wegen gestern?'' - ''Nein, nein.. es ist nicht wegen gestern. Ich.. ich fühle mir hier nicht wohl. Ich weiß auch nicht. Ich hoffe du verstehst das..'' - ''Aber natürlich.'' Finn legte seine Hände auf meinen Nacken und ich schaute ihm in die Augen. ''Ich will nur das beste für dich und wenn du nach Hause willst, dann lasse ich dich natürlich gehen.. Bloß unter einer Bedingung.'' - ''Die wäre?'', fragte ich unsicher. ''Du kommst mit mir in die Wohnung, isst erstmal was und dann entlasse ich dich.'' Ich lächelte erleichtert und küsste ihn. ''Das war wohl ein 'ja'.'', sagte er fröhlich und wir folgten Janis. In der WG war es still. ''Die anderen sind nicht da.'', sagte Janis. Es freute mich, da sie den gestrigen Vorfall mitbekommen hatten. Während Finn und ich in der Küche was aßen, hatte sich Janis zurück in sein Zimmer verkrochen. ''Ich hab ihn geweckt.'', machte mir Finn klar. ''Meinetwegen?'' Er nickte. ''Aber das war kein Problem für ihn. Er hat dich wirklich gern.'' - ''Seit gestern Abend bestimmt nicht mehr.'' - ''Ach Blödsinn. Mach dir keine Sorgen um ihn.'' - ''Wenn du das sagst.'' - ''Ja, mach dich nicht verrückt damit.'', versuchte mich Finn zu beruhigen. Ich lächelte froh. ''Wann sollen wir uns auf den Weg machen?'' - ''Hm, jetzt?'' - ''In Ordnung. Ich hole unsere Jacken und dann können wir gehen.'' Um erhlich zu sein, konnte ich es kaum erwarten im Zug zu sitzen. Hier fühlte ich mich einfach nicht wohl. ''So, jetzt können wir los.'' Er nahm mir meine Tasche ab und wir verließen die WG. Auf dem Weg zum Zug redeten wir nicht. Mir war nicht nach reden, da ich nur wenig Schlaf hatte. Wie wir am Hauptbahnhof ankamen, kauften wir mein Ticket und setzten uns auf die Bank. Finn legte seinen Arm um mich und ich kuschelte mich an ihn ran. ''Aber sonst ist alles in Ordnung?'', fragte er nach. ''Ja, sonst ist alles gut. Rufst du mich heute Abend an?'' - ''Natürlich.'' - ''Schön.'', antwortete ich und schloss meine Augen. Nach langer Zeit hörte ich das Rauschen eines Zuges und öffnete meine Augen. ''Dein Zug ist da.'', sagte Finn und nahm sein Arm runter. ''Oh.'', bekam ich als einziges Wort heraus und stand auf. Wir umarmten uns und ich stieg in den Zug. ''Und du meldest dich'', sagte ich noch, als ich an der Tür stand. ''Ja, heute Abend.'' - ''Gut.'' Ich beugte mich vor und wir küssten uns, bis der Zug ein Signal gab und die Türen sich schlossen.

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