Sonntag, 29. August 2010

Liebes Tagebuch,

es kommt mir so vor, als wäre die ganze Welt gegen mich. Es hat sich so viel verändert. Alles fängt so langsam an kaputt zu gehen. Meine Welt zerfällt in tausend kleine Teile. Jede Nacht, wenn ich in meinem Bett liege schließe ich meine Augen und hoffe, dass der morgige Tag wieder Licht bringt. Vergebens. Es wird immer dunkler. Irgendwann ist das Licht in mir ganz aus. Was macht es schon? Sicherlich wäre ich dann in einer besseren Welt. In einer Welt, in der Hass, Trauer, Unglück.. das alles ein Fremdwort ist. Von so einer Welt träume ich. Von einer perfekten Welt. Aber was macht es schon. Es ist wieder nur ein Wunsch. Ein Wunsch, der mal wieder nicht in Erfüllung gehen wird. 
Es ist schon fast Mitternacht. Ich sitze nun auf meinem Bett und kann noch immer nicht einschlafen. Der Regen plätschert an meine Fensterscheiben. Ein Spalt meiner Vorhänge ist offen und ich sehe das Licht des Mondes auf meinem Zimmerboden scheinen. ''Ob es eine zweite Welt gibt...?'', fragte ich mich. ''..Eine Welt, in der nur die Sonne scheint, alle Menschen glücklich sind und keiner mehr Angst hat.. Wenn ja, wer würde mir den Weg zeigen?'' Ich würde meine Sachen nehmen und dorthin gehen, fliegen.. was auch immer!  


''LUCIA, KOMMST DU BITTE ESSEN?!'' - ''JA, ICH KOMME GLEICH!'' Jeden morgen das gleiche. Mama musste mich erstmal mehrmals rufen, bis ich an den Tisch kam. Diesen morgen war Nik nicht da. Ich schaute mich verwirrt um. ''..Er ist auf einer Geschäftsreise.'' - ''Diesmal für immer?'' - ''Lucia!'' - ''Tut mir Leid.'' Natürlich tat es mir nicht Leid. Das war mein voller ernst. ''Wann kommt er denn wieder?'', hakte ich nach. ''Schon übermorgen.'' - ''Hm, achso.'' - ''Was hast du denn gegen ihn?'' - ''Ich mag ihn ganz einfach nicht.'' - ''Du hast dir noch nie die Mühe gemacht, ihn wirklich kennenzulernen. Er will auf dich zu kommen, aber du lässt ihn ja nicht. Er möchte dich wirklich kennenlernen. Glaub mir, du wirst ihn mögen.'' - ''Hm, na gut.'' Ich wollte ihn nicht an mich ranlassen und erst gar nicht kennenlernen, aber Mama zu liebe, wollte ich es versuchen. ''Ich kann aber für nichts garantieren, Mama!'' - ''Das musst du auch nicht.'' Sie lächelte und das freute mich. ''Oh, dein Handy klingelt.'' - ''Das ist bestimmt Finn!'' Ich sprang auf und rannte in mein Zimmer. ''Ja, hallo?'', sagte ich gleich, ohne einen Blick auf den Bildschirm zu werfen. ''Hey, ich bin's.'', antwortete die Stimme am anderen Ende der Leitung. ''Oh, hi Jonas.'', sagte ich völlig enttäuscht. ''Alles ok?'' - ''Ja, klar. Bin nur etwas müde.'' - ''Echt? Es ist kurz vor 2!'' Er fing an zu lachen. ''..ich wollte sagen, dass ich um drei da sein werde, aber wenn du noch etwas schlafen möchtest, ich kann auch später kommen.'' - ''Nein, nein. Drei Uhr ist schon in Ordnung. Bis später.'' - ''Okey, Bis spät..'' Da hatte ich schon aufgelegt. Ich ging wieder zurück in die Küche. ''Deinem Blick zu folge, war es nicht Finn, oder?'' - ''Jonas.'' - ''Das ist doch ein netter Junge. Seit ihr etwa verabredet?'' - ''Ja, es ist einfach nur ein Treffen Mama.'' - ''Ist mir schon klar.'', sie grinste frech. ''Was?!'' - ''Nichts, nichts. Wann wirst du denn wieder zu Hause sein?'' - ''Je nach dem, wann ich keine Lust mehr habe.'' Mama nuschelte etwas unverständliches. Ich ignorierte es und ging gleich ins Bad. 


''Worauf hast du Lust?'', fragte mich Jonas, als er mich abholte. ''Das Wetter ist zu schön, um den Tag drinnen zu verbringen.. Lass uns draußen bleiben.'' - ''Wie du willst. Ich kenne einen sehr schönen Ort, gleich hier in der Nähe.'' - ''Dann lass uns da hin gehen.'' Ich lächelte ihn freundlich an. Er erwiderte mein Lächeln. ''Ist nicht weit von hier.'', setzte er dazu. Wir gingen nebeneinander her. ''Was hast du gestern abend noch gemacht?'' - ''Was du mir vorgeschlagen hattest. Alles aufgeschrieben.'' - ''Echt? Hast du dich danach besser gefühlt?'' - ''Ja, ich denke schon.'' - ''Dann ist ja gut.'', sagte er erleichtert. ''Da sind wir auch schon.'' Er stellte sein Fahrrad an dem alten Zaun ab. Dieser Ort war schöner, als der von Finn. Hier hatte man den perfekten Ausblick auf ganz Hamburg. ''Wow!'' - ''Gefällt er dir?'' - ''Und wie. Wie bist du auf diesen Ort gekommen?'' - ''Das verrate ich dir gleich, vorher möchte ich dir noch was zeigen.'' Er führte mich einen Hang runter, zu einem wunderschönen Tal. ''Wie schön.'' - ''Wir können unsere Füße ins Wasser tun.. ist ganz angenehm.'' Wir saßen stundenlang am Wasser und unterhielten uns. Zwischendurch nahm ich meine Füße wieder raus, weil es mir dann doch zu kalt wurde. Es war wirklich schön. Ich wollte gar nicht mehr weg von dort. Dieser Ort hatte was, was verlockendes. ''Hast du Hunger?'' - ''Ein wenig.'' Ich hatte großen Hunger, aber das wollte ich ihm nicht sagen.'' - ''Wir können zu mir gehen, wenn du magst.'' - ''Ja, klar.'' - ''Dann komm, bis zum Sonnenuntergang möchte ich bei mir zu Hause sein.'', lachte er. ''Ich beeil mich ja schon.'' Ich stimmte in sein Lachen ein. Zurück am alten Zaun angekommen nahm er sein Fahrrad ''Komm setz dich hier drauf.'' - ''Auf den Lenker?'' - ''Wo denn sonst. Einen Gepäckträger habe ich nicht, oder willst du etwa laufen?'', lachte er. - ''Ähm, na gut.'', sagte ich völlig verunsichert. Als ich auf dem Lenker saß, legte er seinen Kopf auf meine linke Schulter. ''Du brauchst keine Angst haben ich bin ein super Fahrer.'' - ''Jaja, das sagen sie alle.'', neckte ich ihn. Es schien ihn aber nicht gestört zu haben. Er fuhr schnell und gleichzeitig vorsichtig. Nach kurzer Zeit kamen wir an endlich an seinem Haus an, wo uns schon jemand erwartete. 

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