Mittwoch, 25. August 2010

Ich machte mich mit gemischten Gefühlen auf den Weg nach Hause. Einerseits freute ich mich für Finn, weil er endlich von seinem Vater weg konnte. Andererseits war ich traurig darüber, weil es zu kurzfristig kam. Als ich wieder in die Wohnung kam, um die Küche aufzuräumen sah ich Nik's Schuhe an unserer Haustür stehen. ''Der hat mir auch noch gefehlt.'' Ich ging in die Küche, aber anscheinend war schon jemand hier gewesen und hatte aufgeräumt. Die Küche sah aus, als hätte sie noch nie zuvor jemand betreten. ''Hallo, jemand zu Hause?'', rief ich durch die Wohnung. Ich hörte Mama im Schlafzimmer kichern. Sie war auf alle Fälle nicht allein. Ohne weiter nachzudenken riss ich die Schlafzimmertür auf. Mama und Nik lagen, beide sehr leicht bekleidet, auf ihrem Bett und schmusten rum. ''Lucia, ich.. ich wusste gar nicht das du schon da bist.'' - ''Jetzt bin ich es auch nicht mehr!'' Ich knallte die Tür zu und ging nach draußen. Die zwei hätten es sich bei Nik auch gut gehen lassen können. Der hatte ja keine Kinder. Wutentbrannt mache ich mich auf den Weg zu Alice, mit der Hoffnung dass sie da ist. Als ich vor ihrer Haustür stand und klingelte, öffnete mir ihr kleiner Bruder die Tür. ''Alice ist unter der Dusche.'' - ''..Und keiner passt auf dich auf?'' Er schüttelte den Kopf. ''Mama und Papa sind auf der Arbeit..'' Ich verstand nicht, warum Alice ihren kleinen, süßen erst 10-jährigen Bruder immer wieder unbeaufsichtigt ließ. Ich beschloss so lange mit dem Kleinen zu spielen, bis Alice fertig war. ''Die Alice spielt nie mit mir.'', erzählte mir Phillip. ''Warum das denn nicht? Damals hatte sie doch immer mit dir gespielt.'' - ''Nein, nicht mehr. Sie spielt lieber alleine.'' - ''Wie alleine?'' - ''Na, mit der Schneidepappe.'' - ''Schneidepappe?'' - ''Ja..sie...'' - ''LUCIA?!'', Alice kam aus dem Bad. ''Ja, hey.'' - ''Ist was passiert?'' - ''Nein, nein. Ich wollte dich nur mal wieder besuchen.'' - ''Achso, ja wie du siehst muss ich Babysitten.'' - ''Ich bin kein Baby!'', schrie Phillip und ging aus dem Wohnzimmer. ''Der Arme'', dachte ich aber sagte nichts dazu. ''Gehen wir hoch?'' - ''Klar.'' , ich legte die Legosteine zurück auf den Tisch und folgte Alice. Was meinte Phillip nur mit der Schneidepappe. ''Wir können meinen Geburtstag ja weiterplanen. Ich schaue mal ebend, was Phillip tut. Du findest alles was wir brauchen in der 3. Schublade.'' - ''Alles klar.'' Ich nahm alles aus der Schublade und verteilte es auf dem Tisch. Ich fing an Einladungen zu schneiden und schnitt mir dabei ausversehen in den Finger. ''AUA!'' Alice hatte immer Pflaster in einer ihrer Schubläden. Ich öffnete eine nach dem anderen und statt Pflaster entdeckte ich was anderes. Eine Rasierklinge eingewickelt in einem Taschentuch, dass nach Desinfektionsmittel stank. ''..Bitte nicht.'' - ''Ist alles in Ordnung?'' Alice kam die Treppe hoch. ''Ja, klar.'' Ich schloss alle Schubläden und sagte schnell ''Ich hab nur ein Pflaster gesucht. Hab mich am Finger geschnitten.'' - ''Oh, sehr schlimm?'' - ''Nein, geht schon. Ich halt das mal schnell unter kaltes Wasser.'' - ''In dem Schränkchen unten im Bad haben wir Pflaster.'' - ''Okey.'' Im Bad schloss ich die Tür ab und setzte mich auf die Badewannenkante. Was war der Grund dafür, dass Alice sich selbst verletzte? Wie lange ging das schon? Ich machte mir unheimlich viele Sorgen um Alice, aber ich wollte sie nicht direkt darauf ansprechen. Ich beschloss, zu warten, dass sie es mir von selbst erzählte. Ich ging wieder zurück zu ihr ins Zimmer. ''Hast du das Pflaster nicht gefunden?'' - ''Doch schon, aber ich brauche keins mehr.'' - ''Na dann.'' Ich ließ mich von der Planung ablenken und hatte wieder richtig Spaß darin. Heute ging ich früher nach Hause und hoffte, dass Nik auch schon wieder gegangen war. 

Als ich in die Wohnung trat, hörte ich niemanden. Doch dann kam mir Mama sofort entgegen. ''Luci, endlich bist du wieder zu Hause.'' - ''Ja, leider.'' - ''..Nik ist wieder gegangen.'' - ''Gut so!'' - ''Was ist los mit dir?'' - ''Nichts. Lass mich einfach in Ruhe, Mama!'' Ich knallte meine Zimmertür zu und schmiss mich auf mein Bett. ''Zum Kotzen dieses Leben!'', dachte ich. Ich nahm mein Handy aus meiner Tasche und schaute, ob Finn sich inzwischen schon gemeldet hatte. Wie ich ihn kannte, hatte er das mal wieder nicht. ''Hm..'' Ich schloss meine Augen und dachte lange nach. Mir fiel was ein. ''Ich bin nochmal weg.'' - ''Wohin und wann kommst du wieder?'' - ''Nicht spät.'' Ohne auf eine Anrtwort zu warten, schloss ich die Wohnungstür. Draußen schnappte ich mir gleich mein Fahrrad und fuhr los.

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